Doris Haldner

Das PPP-Pilotprojekt Neumatt in Burgdorf ist ein grosser Erfolg.

PPP-News

Der Fluch von Grossprojekten

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Kostenüberschreitungen an der Tagesordnung

Die Elbphilharmonie oder der Flughafen Berlin sind keine Ausnahmen. Infrastrukturprojekte verschlängen in Deutschland im Schnitt drei Viertel mehr Geld als ursprünglich geplant, sagt eine neue Studie.

von Christoph Eisenring, Berlin (NZZ)

Kostenüberschreitungen bei öffentlichen Projekten sind Legion. Die Elbphilharmonie in Hamburg oder der neue Flughafen in Berlin sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Eine Gruppe um Genia Kostka von der Hertie School of Governance in Berlin hat sich 170 Infrastrukturprojekte in Deutschland angesehen, die seit 1969 realisiert wurden oder derzeit noch werden. Statt 141 Mrd. werden sie inflationsbereinigt mindestens 200 Mrd. € kosten – eine Überschreitung um real über 59 Mrd. €. Bei den 119 abgeschlossenen Projekten liegt die Überschreitung im Schnitt bei 73%.

Überforderte Aufsichtsräte

Der Flughafen Berlin Brandenburg ist für die Forscher das Paradebeispiel dafür, was alles schiefgehen kann, wenn der Politik ein Grossprojekt über den Kopf wächst. Die Kosten kletterten von 2,5 Mrd. € auf geschätzte 5,4 Mrd. € – ein Anstieg um 125%. Wenn der Flughafen, wie jetzt erhofft, Ende 2017 in Betrieb geht, wird die Bauzeit 7,5 statt der kalkulierten 2,5 Jahre betragen haben. Die enormen Abweichungen sind auch deshalb erstaunlich, weil der Bau von Terminals in Europa nichts Ungewöhnliches ist.

Als eine der Ursachen für das Debakel nennen die Forscher, dass der Aufsichtsrat überwiegend mit Politikern und Spitzenbeamten der Eigentümer, also der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes, besetzt ist. Auch die zwei Mitglieder aus der Privatwirtschaft hätten über keine Erfahrung mit derartigen Projekten verfügt, heisst es. Ein Fehler war überdies, dass man die Beteiligung eines privaten Partners mit Fachwissen früh verworfen hatte. Und es gab keinen Generalunternehmer, der die Koordination übernommen hätte.

Der Auftrag wurde in sieben Baulose aufgeteilt, was letztlich zu 50 Teillosen führte. Man wollte auch mittelständischen Firmen die Chance geben, Aufträge zu ergattern. Doch die kleinteilige Vergabe wirkte sich verheerend aus, gerade auch weil die Pläne wegen neuer Regulierungen und Wünschen der Fluggesellschaften immer wieder geändert wurden. Die Koordinierungsprobleme zeigten sich exemplarisch im Brandschutz. Dort habe es verschiedene Planungen für die Entrauchung, die Elektrik usw. gegeben, wird Technikchef Jörg Marks zitiert, der von Siemens kam und das Projekt derzeit wieder auf Kurs bringt. Eine übergreifende Planung der Gebäudetechnik habe nicht existiert.

An Selbstüberschätzung und fehlender Erfahrung krankt auch der Bau von Hamburgs Elbphilharmonie. Die Komplexität sei drastisch unterschätzt worden, schreiben die Autoren. Ausschreibungen wurden beendet, bevor die Planung abgeschlossen war. Negative Überraschungen blieben so nicht aus.

Private planen besser

Ursprünglich sollte die Elbphilharmonie 352 Mio. € kosten. Doch wenn sie Anfang 2017 ihre Tore öffnet, werden es mindestens 865 Mio. € gewesen sein. Auffallend ist generell, dass Kostenüberschreitungen gerade bei den grössten Projekten, also solchen mit einem Umfang von über 500 Mio. €, sehr ausgeprägt sind. Im Schnitt werden sie doppelt so teuer wie veranschlagt.

Gestritten wird in Deutschland darüber, ob man bei Infrastruktur mehr auf öffentlich-private Partnerschaften (Public-private Partnership, PPP) setzen sollte. Bei PPP setzt der Staat Ziele, betraut aber Firmen mit der Durchführung und dem Betrieb von Projekten. Die Fallzahlen für PPP sind niedrig, was zu Vorsicht mahnt. Immerhin lag die Kostenüberschreitung bei PPP für Gebäude und Strassen im Schnitt bei unter 10%. Fünf der zehn Projekte, die am besten wegkommen – die Kosten waren niedriger als geplant –, waren PPP. Punkto Planungssicherheit gibt es somit keinen Grund, öffentlich-private Partnerschaften generell zu verteufeln.

Quelle: www.nzz.chAutor: Christoph EisenringDatum: 21. Mai 2015

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